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Folgen von MB

Die möglichen Folgen von Sexuellem Missbrauch

Wichtiger Hinweis:
Auf eine Art Symptomliste, wie sie hier nachfolgend aufgeführt ist, wird in der professionellen Beratungspraxis und auch Literatur eigentlich nicht (mehr) zurückgegriffen. Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass alle genannten Folgen und Symptome (nur) auf Sexuellen Missbrauch zurückzuführen sind. Viele hier aufgeführte Verhaltensauffälligkeiten und Symptome können z.B. auch durch Vernachlässigung, körperliche Misshandlung, Trennungssituation der Eltern, Todesfall in der Familie oder durch andere problematische Umstände entstehen (oder sind teilweise relativ normale kurzfristige Verhaltensweisen im Laufe der kindlichen Sozialisation und Entwicklung). Auch gerade in Anbetracht dessen, dass die körperliche Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern in Deutschland weit verbreitet ist, gilt Vorsicht bzgl. einseitiger Verdachtsmomente in Richtung sexueller Missbrauch. Eine bundesdeutsche Repräsentativstudie zum Thema Kindesmisshandlung unter Leitung von Peter Wetzels vom kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachen kommt beispielsweise auf der Opferseite zu erschreckenden Ergebnissen. 74,9 % der Befragten gaben an, in ihrer Kindheit körperliche Gewalterfahrungen seitens ihrer Eltern erlebt zu haben. 38,4 % wurden häufiger als selten körperlich gezüchtigt. Elterliche Misshandlungen erlebten 10,6 %, 4,7 % häufiger als selten. (vgl. Wetzels, 1997. S. 146)
Über die Häufigkeit von Vernachlässigungen liegen keine genauen Zahlen vor. Bei den Fachleuten besteht allerdings Übereinstimmung darin, das Vernachlässigung wesentlich häufiger ist als körperliche Misshandlung. Die Schätzungen allein für 6-jährige Kinder in Deutschland liegen zwischen 50.000 und dem Zehnfachen davon. (vgl. Bange / Körner, 2002, S. 713)
Oder entsprechende Symptome sind Folgen von sexuellem Missbrauch und anderer Gewalterfahrungen (speziell die psychische Misshandlung ist z.B. der Kern jeder Misshandlungsform) bzw. weiterer problematischer Lebensumstände.
Ganz gleich wo die Ursachen liegen: Kinder und Jugendliche sollten so oder so Hilfe und Unterstützung bekommen, wenn sie verschiedenste Auffälligkeiten und Symptome deutlich zeigen. Insofern ist die nachfolgende Auflistung wichtig, um sich zumindest mal Wort für Wort die ganze Bandbreite möglicher Folgen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) bewusst zu machen .
Wichtig ist - um es noch mal zu betonen - bei diesem Thema im Hinterkopf zu behalten, dass es keine einheitliche Symptomatik als Folge von sexuellen Missbrauch gibt. Bei Verdachtsmomenten sollten daher nicht voreilige Schlüsse gezogen und/oder überreagiert werden!
Menschen, die einen entsprechenden Verdacht haben, sollten sich dringend professionelle Unterstützung und Beratung holen (siehe dazu z.B. das Linkverzeichnis)!

Inhaltsübersicht:

Allgemeine Übersicht nach Angela May (1997):
 Symptome und emotionale Reaktionen nach Sexuellem Missbrauch in verschiedenen Altersphasen bei Opfern
 Symptome und mögliche Spätfolgen von Sexuellem Missbrauch

Speziell:
Bewertungsdimensionen bzgl. der Folgen
Allgemeine Abwehrmechanismen
Reinszenierung als Versuch der Verarbeitung von sexuellem Missbrauch
Gesellschaftliche Folgen und Kosten
Gesellschaftliche Folgekosten von Gewalt im Geschlechterverhältnis (Fremdlink) von Barbara Kavemann.
Sexueller Missbrauch in der Kindheit  Auswirkungen im Erwachsenenalter Abschlussarbeit psychologischer Berater, Juli 2003 von Tanja Schmidt (Extraseite / PDF-Format)
Partner (Verbündete) von als Kind missbrauchten / traumatisierten Frauen (Überlebenden)
(Beziehungsprobleme und ggf. Beziehungsunfähigkeit sind weitere Folgen des Missbrauchs, die sich auch auf das nahe Umfeld auswirken - Extraseite)
Mögliche Symptome und emotionale Reaktionen nach Sexuellem Missbrauch in verschiedenen Altersphasen bei Opfern

 
GEFÜHLSEBENE  -  VERHALTENSEBENE

frühe Kindheit (bis 3 Jahre)
angenehme und unangenehme Empfindungen
Angst
Verwirrung     Schlaf-, Essstörungen, Tendenz zu Verhaltensextremen
Angst vor Fremden, Rückzug
altersunangemessenes sexuelles Spielen


Vorschulalter (3 bis 6 Jahre)
angenehme und unangenehme Empfindungen
Verwirrung
Angst
Scham
Schuldgefühle
Gefühl der Schutz- und Hilflosigkeit
Wut
Angst, beschädigt und verdorben zu sein
regressives Verhalten: Babysprache, Bettnässen
Daumenlutschen, Festklammern
Rückzug
Schlafstörungen (Alpträume)
aggressives Verhalten
willfähriges Verhalten
häufiges und ausdauerndes sexuelles Spielen
öffentliches und andauerndes Masturbieren
    
Schulalter (6 bis 9 Jahre)
ambivalente Gefühle Erwachsenen gegenüber
Verwirrung über die Geschlechtsrollenverteilung, Rollenverteilung innerhalb der Familie
Angst, Scham
Schuldgefühle
Unruhe und Unsicherheit
Wut
Angst, beschmutzt und beschädigt zu sein
Misstrauen     sozialer Rückzug
Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schlaf- und Essstörungen
aggressives Verhalten, plötzliches, unerklärliches Schulversagen
Probleme, Grenzen einzuhalten
Willfährigkeit
Zwangshandlungen wie exzessives Baden, Waschen
sexuelles Ausagieren mit Gleichaltrigen und jüngeren Kindern
sexuell provozierendes Verhalten
keine adäquaten sozialen Beziehungen

Schulalter (9 bis13 Jahre)
ambivalente Gefühle gegenüber Erwachsenen
Wut, Angst, Scham
Schuldgefühle
Depressionen
Angst, beschädigt zu sein
Gefühl der Inkompetenz
Misstrauen
Selbstmordgedanken     sozialer Rückzug, keine adäquaten sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen
Schule schwänzen
manipulatives Verhalten anderen gegenüber
sexueller Missbrauch von jüngeren Kindern
promiskuitives Verhalten

Adoleszenz (13 bis 18 Jahre)
Wut, Scham
Schuldgefühle
sich betrogen fühlen, Misstrauen     selbstdestruktives Verhalten, Drogenkonsum
von zu Hause weglaufen
aggressives Verhalten, Ausbeuten anderer
Übernehmen der Opferrolle
Vermeiden körperlicher und emotionaler Intimität
Selbstmordversuche      

(nach Woltereck, 1994, 83) in May 1997

 
Symptome und mögliche Spätfolgen von Sexuellem Missbrauch
Körperliche Symptome von Mädchen und Jungen

Verletzungen

Bisswunden, Hämatome und Striemen im Genitalbereich, an den Innenseiten der Oberschenkel und in den erogenen Zonen
Blutungen, Risse, Abschürfungen, Rötungen und Wundsein an der Vulva, am Vaginaleingang, in Vagina, After, Penis, Hoden
Gegenstände in der Vagina, im After
ungewöhnliche Dehnungen der Vagina, des Afters

Körperliche und psychosomatische Symptome
länger anhaltende Schlafstörungen
plötzlich auftretende Sprachstörungen
erhöhte Schmerzgrenze
unübliches, wiederholtes Bettnässen
andauernde Verdauungsstörungen
Einkoten
vernachlässigtes oder übertriebenes Hygieneverhalten
Verspannungen, Haltungsschäden
plötzlich auftretende Legasthenie
Hauterkrankungen (z. B. Sonnenallergie, Neurodermitis, anhaltender Juckreiz, Ausschläge)
Asthma
Ohnmachtsanfälle/Kreislaufbeschwerden
Epilepsie
Migräne/Kopfschmerzen
Autismus, Rückzug aus sozialen Zusammenhängen
psychosomatische Blutungen (z. B. Nasenbluten)
physische und psychische Lähmungserscheinungen (vor allem in Armen und Beinen)
Geschlechtskrankheiten, Aids
plötzlich auftretende ´Bauchschmerzen ohne erkennbare Ursache
Schmerzen ungeklärter Ursache im Genitalbereich
Schmerzen ungeklärter Ursache beim Stuhlgang

- Speziell bei Mädchen:
Esssucht: sich unattraktiv machen, Speck zwischen sich und den Täter bringen
Magersucht: Negieren der Frauenrolle, sich ,unsichtbar, dünn machen; Bulimie; Körperkontrolle (Essen und Erbrechen nach eigenem Maß)
Schwangerschaften
Hormonstörungen (vorzeitiges Wachstum der Schambehaarung bei kleinen Mädchen)
Genitalbeschwerden (Ausfluss, Pilzinfektionen, Schmerzen, Menstruationsstörungen)

- Speziell bei Jungen:
Pilzinfektionen im Bereich von After, Penis, Mund und Rachenraum
Wundsein und Jucken an Penis und After

Psychische/emotionale Symptome bei Mädchen und Jungen
diffuse Ängste, z. T. verbunden mit Panikanfällen (z. B. Panik vor Autoritätspersonen, engen Räumen)
regressives Verhalten (Entwicklungsrückfall)
scheinbar unbegründete Angst vor Aids
Konzentrationsstörungen über einen längeren Zeitraum
aggressives Verhalten
Vereinsamung durch Rückzug von Freundinnen und Familie
zwanghaftes Verhalten (z. B. Waschzwang)
Phobien
Beziehungsschwierigkeiten, Kontaktstörungen
Psychosen
Multiple Persönlichkeitsstörung
Sprachstörungen (Stottern, Schweigsamkeit)
Scham- und Schuldgefühle (Probleme mit dem Aus-, Um- und Anziehen)
Hilflosigkeit, Unselbständigkeit
geringes Selbstwertgefühl
Ablehnung der eigenen Geschlechtsrolle
Depressionen und depressive Verstimmungen
Zweifel an der eigenen Wahrnehmung
Berührungsängste
übertriebenes Anpassungsverhalten
Überreaktionen, hysterisches Verhalten
Autoaggressionen (z. B, Suizidversuche, Nägelkauen, Drogen-, Tabletten-, Alkoholabhängigkeit, Haareausreißen, Arbeits- und Spielsucht, Schnippeln, Selbstverletzungen)
Suizidversuche, Selbstmordphantasien
scheinbar grundloses Weinen
wiederholtes Stehlen
ansteigende Unfallhäufigkeit (z. B. durch Ungeschicklichkeit, unkoordiniertes Verhalfen)
Unfähigkeit zur Selbst- und Fremdeinschätzung (Freundschaften)
Angst, sich fallen zu lassen (z. B. im Sport: Trampolinspringen, Wasserspringen)
Unfähigkeit, sich und anderen Grenzen zu setzen (nicht nein sagen können)
Annahme einer Opferrolle
Entfremdungsgefühle, Isolation
Abspaltung von Gefühlen, Aufspaltung in mehrere Persönlichkeiten
Gefühl verrückt zu werden
Angst vor Stigmatisierung (jeder sieht es mir an)
Flashbacks (plötzliche bildliche Erinnerungen an die traumatische Situation), für Außenstehende unverständliche Reaktionen wie Angst, Zittern, Weinen
Würge- und Erstickungsgefühle, Kloß im Hals, Schluckbeschwerden, Weigerung, den Mund weit zu öffnen (z. B. bei Zahnärztin, HNO-Ärztin, beim Eisessen)
In Kleidern/Schlafsack schlafen, sich fest einwickeln im Schlaf
sich wiederholende Alpträume
starke Abwehrmechanismen, Verleugnen, Verdrängen, Bagatellisieren
Angst vor Schmerzen im Genitalbereich
Ekel vor Körperlichkeit, Körpergerüchen, Körperausscheidungen
Mutismus
psychogene Amnesien, auch Teilamnesien

- Speziell bei Mädchen:
den Körper in weiten Kleidungsstücken verstecken
plötzliche Isolation
Vertrauensverlust gegenüber Bezugspersonen

- Speziell bei Jungen:
sexuell aggressives Verhalten gegenüber anderen Kindern
plötzlich auftretendes aggressives Verhalten allgemein
plötzliche Isolation
Brandstiftung, Zündeln
Vertrauensverlust gegenüber Bezugspersonen
Tierquälerei

Änderungen im Sozialverhalten von Mädchen und Jungen
Rückzug und Passivität
extremes Anklammern an Bezugspersonen, ständig auf der Suche nach Liebe
übertriebene Furcht vor Fremden
Verschlossenheit
distanzloses Verhalten
Misstrauen
Einzelgängertum
Delinquenz
frühreifes Verhalten
Beziehungssucht
plötzliche Leistungsverweigerung
extreme Leistungsmotivation (Ziel: Ich-Stärke entwickeln, schnelle Ablösung aus dem Elternhaus)
extrem ohnmächtiges Verhalten, Opferrolle
extremes Machtstreben, Kontrolle ausüben
Weglaufen aus dem Elternhaus
Trebegehen, sich kaum zu Hause aufhalten
auffälliges Verhalten gegenüber bestimmten Männer- oder Frauentypen
sicheres Auftreten in Gruppen bei gleichzeitig ängstlichem Verhalten im Einzelkontakt

- Speziell bei Jungen:
extremes Leistungsverhalten, Pedanterie
Veränderungen im Sexualverhalten zu Mädchen und Jungen
Sexualisieren von sozialen Beziehungen (z. B. in der Klassengemeinschaft)
exzessive sexuelle Neugierde
offene Masturbation
Bloßstellen/Zurschaustellen der Genitalien
zwanghaft promiskuitives Verhalten
altersunangemessenes Sexualverhalten/sexuelles Spiel
Verweigerung/Negierung sexueller Bedürfnisse
Prostitution
sexuell aggressives Verhalten
sadomasochistisches Sexualverhalten
Promiskuität
Regression, Pseudoreife

- Speziell bei Mädchen:
auffälliges Verhalten während der Menstruation (Zurschaustellen von Binden etc. oder besonders beschämtes Verhalten)
zwanghaftes Sexualisieren von Intimität und körperlicher Nähe

- Speziell bei Jungen:
sexueller Identitätsverlust (Angst vorm Schwulsein)
distanziertes und abwertendes Verhalten gegenüber Schwulen
ablehnende Einstellung zur Masturbation
Integration der Gewalterfahrung in die eigene Sexualität
häufiges, öffentliches Masturbieren
zwanghaftes Sexualisieren von Intimität und körperlicher Nähe
sexuelle Dysfunktion
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