Mein Weg durch das Leben

Multiple Persönlichkeit

Was ist eine multiple Persönlichkeit?

Es handelt sich dabei um das Vorhandensein von zwei oder mehreren Identitäten in einem Menschen. Diese Identitäten sind meist von ihrem Alter, Verhalten, ihrer Stimme, ihren Vorlieben und Gewohnheiten und auch Begabungen völlig verschieden und können eigene Namen haben.

Neben SpezialistInnen für Alltagssituationen leben in allen Multiplen Persönlichkeiten (i.f. als MP bezeichnet) ein oder mehrere kleine Kinder, die kindgerechte Fürsorge und Beschäftigung einfordern.

Weiters finden sich aufgrund der traumatischen Erfahrungen in der Kindheit selbstzerstörerische oder suizidale Innenpersonen in einer MP, die bei anderen Innenpersonen ebenso viel Angst auslösen, wie es sehr aggressive Anteile tun.

Innenpersonen existieren nicht nur im Inneren einer Person, sondern übernehmen auch die Kontrolle über den Körper für einen gewissen Zeitraum. Diese Innenperson ist dann draußen. Nicht immer wissen die anderen Anteile, die gerade innen sind, was draußen vor sich geht.

Die Barrieren zwischen den einzelnen Innenpersonen können ganz unterschiedlich dicht sein. Manche wissen gar nichts voneinander, manche wissen voneinander, können aber nicht aktiv eingreifen, wenn andere draußen sind.

Das kann für die MP, wie auch für FreundInnen und KollegInnen sehr verwirrend sein. Vor allem, da dieser Wechsel von einer Innenperson zu einer anderen nicht kontrolliert werden kann. Diese Wechsel können kurzfristig sein oder es dauert Stunden oder Tage, bis wieder ein neuerlicher Wechsel passiert.
Bei manchen ist eine bestimmte Innenperson für den Kontakt mit der Welt zuständig und wird nur in besonderen Situationen oder durch bestimmte Auslöser abgelöst. Auslöser können bestimmte Worte, Stimmungen, Gerüche, Bilder, Anforderungen oder Bedrohungen sein.

Wie entwickelt sich jemand zu einer multiplen Persönlicheit?

MP entsteht durch extreme (sexuelle) Gewalt in der Kindheit, meist vor dem 5. Lebensjahr. Multiple zu werden ist ein Schutzmechanismus, der das psychische Überleben eines Kindes in extremen und wiederholten Gewaltsituationen ermöglicht.
Durch das Zersplittern der noch nicht voll ausgebildeten Persönlichkeit des Kindes kann es weiterleben. Nur einige Anteile tragen die Erinnerungen und den Schmerz in sich. Andere können somit ganz normal funktionieren, z.B. zur Schule gehen oder arbeiten.

Auswirkungen auf den aktuellen Alltag

Der Alltag kann durch Zeitverluste und Erinnerungslücken manchmal ziemlich verwirrend sein und es bedarf viel Kraft, dies anderen Menschen nicht merken zu lassen.
Auf der anderen Seite haben MP wie viele Opfer sexueller Gewalt mit Depressionen, Ängsten, Flashbacks und selbstschädigendem Verhalten zu kämpfen. Ein Tag mit extremen Wechseln der Aussenkontrolle der verschiedenen Anteile kann dann ungefähr so aussehen:

Beim Aufwachen sehe ich Spielsachen im Zimmer herumliegen, die gestern abend noch nicht da waren. Ich öffne meinen Kleiderschrank und wundere mich, dass die Wäsche aus der Waschmaschine jetzt sauber und zusammengelegt darin liegt (praktisch, oder?) Plötzlich ist es zwei Stunden später und ich kann mich an nichts erinnern. Ich stehe mitten in der Stadt und weiss nicht, wo ich bin und was ich wollte.
Ein anderer Anteil hatte inzwischen die Kontrolle über den Körper. Ich suche den Stadtplan und mache mich auf den Weg nach Hause. War der Hund schon draußen? Eben mal kurz auf der Liste nachschauen. Ja, der Hund hat auch schon gefressen. Wieder verliere ich Zeit.
Der Nachmittag verläuft relativ normal. Aber als ich am Computer sitze, sehe ein paar Notizen in einer anderen Handschrift herumliegen. Schnell gehe ich noch einkaufen.
In meinem Kopf schreien alle durcheinander, jeder will etwas anderes: Eis, Pizza, Bioäpfel... Eins von den Kleinen weint schon den ganzen Tag.
Trotzdem gelingt es jemandem mit MP, noch einigermassen zu funktionieren.

Das ist das Wunder dabei.
Jede dieser Innenpersonen erfüllt eine bestimmte Funktion für das ganze System. Jede hat bestimmte Erinnerungen und Fähigkeiten. Als Kind war dieses System überlebenswichtig, im Erwachsenenalter erschwert die mangelnde Kommunikation zwischen den Teammitgliedern den Alltag. Das System ist auf Überleben eingestellt, nicht auf Leben. Die Bewältigung des Alltags wird umso schwieriger, umso mehr Innenpersonen es gibt und je stärker diese voneinander getrennt sind.

Was kann Psychotherapie für multiple Menschen tun?

Vorrangiges Ziel ist das sich gegenseitige Kennenlernen der verschiedenen Innenpersonen.
Durch das vorsichtige Kommunizieren miteinander kann jede Innenperson die positiven Funktionen der anderen erkennen, sie können sich gegenseitig unterstützen, Dinge vermeiden, die einzelnen Angst machen, und selbst hoch aggressive Anteile werden zu einem hilfreichen Teil des Systems.
Es entsteht ein Team, das zusammenarbeitet und sich gegenseitig in seiner Unterschiedlichkeit akzeptiert.
Das zweite wichtige Ziel einer Therapie ist die Aufarbeitung des Traumas. Für einige Innenpersonen ist das traumatische Geschehen immer noch aktuelle Gegenwart. Aber es ist keine einfache Sache, dass alle Innenpersonen akzeptieren, dass da noch andere sind. Und es ist nicht einfach, andere Menschen zu finden, denen (fast) alle vertrauen können.

aus: Dissoziative Identität oder Ich bin viele
Sabine Fabach

und da gleich noch mehr dazu.

DIS / MPS

Eine multiple Persönlichkeit - heute als dissoziativ Identitätsstörung bezeichnet - ist eine Überlebensstrategie, die Kindern ermöglicht, schwerste Traumatisierungen zu überstehen. Nach der Definition im DSM-IV (internationales Diagnosehandbuch für psychische Störungen) gibt es vier Kriterien, um von einer dissoziativen Identitätsstörung sprechen zu können.

A
Die Anwesenheit von zwei oder mehr unterscheidbaren Identitäten oder Persönlichkeitszustände (jeweils mit einem eigenen, relativ überdauernden Muster der Wahrnehmung von, der Beziehung zur und dem Denken über die Umgebung und das Selbst.

B
Mindestens zwei dieser Identitäten oder Persönlichkeitszustände übernehmen wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der Person.

C
Eine Unfähigkeit, sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern, die zu umfassend ist, um durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt zu werden.

D
Die Störung geht nicht auf direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Blackouts oder ungeordnetes Verhalten während einer Alkoholintoxikation) oder eines medizinischen Krankheitsfaktor zurück (z. B. komplex-partielle Anfälle).

Nur wenn die oben genannten Kriterien - Abspaltung einer Person (fachl.: Alters), sowie die Übernahme der Kontrolle des Körpers, der Gefühle, der Gedanken und das Verhalten durch Alters - erfüllt sind, handelt es sich um eine dissoziative Identitätsstörung.

Seit dem 18. Jahrhundert gab es Aufzeichnungen über multiple Persönlichkeiten und nachdem die Thematik mal mehr und mal weniger erfolgreich aus der Fachwelt verdrängt wurde, wird sich heutzutage immer mehr mit der Erforschung der dissoziativen identitätsstörung beschäftig.

Trotz der zu oft vertreten Ansicht, dass Multiple ihre Multiplizität nur vortäuschen, so ist heute bekannt, dass die verschiedenen Alter unterschiedliche physiologische Merkmale aufweisen können. So hat eine multiple Persönlichkeit völlig verschieden Hirnwellen-Muster im EEG (Elektroencephalogramm) produziert - je nachdem welche Person gerade die Kontrolle über den Körper hat. Diese EEGs sind so verschieden, als stammten sie von völlig unterschiedlichen Menschen. (Zitat: Huber, M.: Multiple Persönlichkeiten 1995, S. 54)

Zu der Entstehung einer dissoziativen Identitässtörung möchten wir folgendes Zitat anführen:

Es bedarf einer psycho-biologischen Fähigkeit zur Dissoziation. Es muß eine schwere, langanhaltende Traumatisierung hinzukommen, die es erforderlich macht, diese Fähigkeit und den dazugehörigen veränderten Bewußtseinszustand vermehrt zu nutzen. Als auslösenden Faktor findet man bei über 95 Prozent aller PatientInnen mit DIS eine Geschichte schwerer, langanhaltender frühkindlicher Traumatisierung in Form von sexuellem, physischem, psychischem und rituellem Mißbrauch vor allem im Elternhaus, der zumeist schon vor dem fünften Lebensjahr begonnen hat (Coons et al. 1988; Fagan & Mc-Mahon 1984; Kluft 1985a; Putnam et al. 1986; Ross et al. 1989, 1991a).
Zitiert bei S.P.O.R.G.

Wenn ein Kind fortführend traumatisert und ihm nicht geholfen wird, kann es Mechansimen entwickeln, die ihm ermöglichen, dem Schmerz zu etragen, ohne daran beteiligt zu sein.

Hierzu noch ein weiteres Zitat:

Indem das Kind seine Realität strukturieren muss, um den Elternteil zu beschützen, findet es auch die mittel, um sich Nischen zum Überleben zu schaffen, in denen etwas wie Hoffnung auf Wertvolles Zuflucht finden kann. Es wird sich vielleicht imaginären Gefährten zuwenden, um sich zu beruhigen. Es kann verschiedene Persönlichkeiten (multiple personalities) entwickeln, davon einer Hilflosigkeit und Leiden zuweisen, Schlechtigkeit und Wut einer zweiten, sexuelle Macht einer anderen, Liebe und Mitleid der nächsten usw. Es mag veränderte Bewusstseinslagen entdecken, um die Qualen abzustellen oder sie von seinem Körper abzutrennen, als wenn es aus einer Distanz auf das Kind schaut, dass die Misshandlung erleidet. Der gleiche mechanismus, der dem Kind das psychische Überleben ermöglicht, wird zu einem Handicap für eine effektvolle seelische Integration als Erwachsene.
Zitiert bei S.P.O.R.G.

Hierbei handelt es sich in über 80 Prozent der Fälle um Frauen, die eine Dissoziative Identitätsstörung entwickeln.


Quelle: Wikipedia

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